Ausstellung „Corrosion“ von Angelika Schönborn in der Galerie Kunstmobil

Der melancholische Charme vergessener Orte und Dinge

Wenn vormals vom Menschen belebte Orte ihre Funktion verlieren (beispielsweise Industrieanlagen) und fortan sich selbst überlassen sind, beginnt der „Rückbau“ durch die Natur. Die Vegetation bricht durch Asphalt und Beton. Durch Korrosion – den Einfluß der Elemente – beginnt der Verwitterungsprozess.

Es entstehen Muster und Strukturen durch Verrostung, durch Laufspuren von Wasser. Lacke platzen auf und offenbaren das Darunter-Liegende. So entfalten verlassene Orte und dort zurückgelassene Gegenstände nach und nach einen ganz eigenen, melancholischen Charme. Die Künstlerin Angelika Schönborn hat seit sehr langer Zeit einen Faible für verlassene Orte und das Suchen nach menschlichen Spuren. Überreste von Ziffern und Buchstaben, die vormals dem reibungslosen Arbeitsablauf dienten, verschmelzen durch das Einwirken der Elemente zu abstrakten Bildern. So verwandeln sich die ehemals glatt-lackierten Oberflächen in feinteilige, organisch anmutende Texturen, die an keramische Raku-Glasuren erinnern. Neben dem ästhetischen Aspekt geht es hier aber auch um das Motiv der Vergänglichkeit. Eine Würdigung dessen, was zum alten Eisen geworfen werden soll, also nichts mehr Wert zu sein scheint, erhält ein zweites Leben mittels dieser Fotografien. Das Betrachten der Fotografien ermöglicht aber auch ein Nachdenken und Hinterfragen, was unsere kulturell geprägten Vorstellungen davon ausmacht, was als schön und was als hässlich deklariert wird.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des BSF e.V., Damaschkeweg 96 in Marburg montags bis freitags von 10 – 16 Uhr zu besichtigen. Die Bilder werden bis zum 22. September 2023 ausgestellt.